„Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück“
Charles Darwin (1809 – 1882)
Also seien wir Ihnen ein verlässlicher „Partner & Freund“
Wie verliert mein Pferd die Angst vor Wasser und anderen „Hindernissen?
Viele Pferde haben unter anderem Angst vor Wasser, Gullideckel, Abdeckungen und „Flatterbändern“ auf der Strasse, denn als „Fluchttier“ müssen sie immer auf der Hut sein. Sie geben acht, dass sie ihre Beine und Hufe nicht verletzen. Untergründe, die sie schwer einschätzen können, umgehen sie deshalb lieber und machen einen Bogen darum. Fehlt ihnen dann noch das Vertrauen zu ihrem Partner, wird ein „Hindernis“ im Gelände zur unüberwindbaren Barriere. Deshalb ist hier wieder der erste Schritt das gemeinsame Vertrauen gewinnen. Wir beschreiben hier eine kleine, mögliche Übung im Umgang „Angst vor dem Wasser“.
SO VERLIERT IHR PFERD DIE ANGST VOR DEM WASSER
Kleines Wissen:
Wenn man bedenkt, wie die Sehkraft unseres Partners Pferd aufgebaut ist, so bekommt die „Angst“ vor einem „Hindernis“ einen neuen Hintergrund. Denn die Umsicht liegt bei fast 360 Grad und das bisschen, was deinem Partner bspw. hinten fehlt, gleicht es mit einer kleinen Kopfbewegung aus. Die beste Umsicht hat unser Partner also, wenn es grast. In dieser Haltung, nur wenig mit den Augen vom Boden entfernt, kann es an ihren Beinen vorbei auch hinter sich schauen. Pferde sind zum großen Teil monocular, „einäugig“, d.h. jedes Auge zeichnet von seiner Umgebung ein eigenes Bild (weswegen wir immer einen Richtungswechsel machen). Das gemeinsame Sichtfeld ist eingeschränkt, aber der überblickende Raum ist dafür größer. Unser Partner sieht also mehr, dafür aber mit weniger Tiefenschärfe und die Entfernung kann es nur schwer abschätzen. Auch die Farben spielen eine Rolle. Folgende Farben können sie wohl als Hauptfarbe erkennen: grün, gelb, rot und blau. Durch die Farbe gelb und rot folglich auch orange. Dies belegen mittlerweile wissenschaftliche Studien.
Vertrauen aufbauen
Um das Vertrauen zu unserem Partner aufzubauen, nutzen wir die 7 Spiele des Parelli Natural Horsemanship. Diese Spiele basieren im Prinzip auf das Spiel „Annäherung und Rückzug“. Diese Spiele helfen beiden Partnern die Bindung zueinander positiv zu entwickeln und zeigen auch auf, wie es um die Kommunikation bestellt ist. In den meisten Fällen stimmt es dann bei dem Menschen nicht. Durch die Spiegelung seines Partners Pferd erhält man die Möglichkeit, sein Verhalten ~ Ausdruck ~ Interaktion zu verändern. Durch das stetige Wiederholen überprüft man sich und seine Beziehung. Vertrauen ist die Wurzel von allem, was wir zusammen erleben.
Das Wichtige bei den Spielen ist:
Sobald das Pferd eine gewünschte Reaktion zeigt, zieht sich der Mensch wieder zurück und wird passiv. Durch das „passiv“ werden bekommt unser Partner „seine Belohnung“ Durch diese Spiele haben wir den Grundstein für die Lösung eines Problems gelegt. Klappt bspw. Spiel Nummer 3 nicht, geht man zurück zu Spiel Nummer 1 und 2.
Die „trockene“ Trockenübung
Bleiben wir bei dem Beispiel „Wasser“. Man nimmt sich eine stabile Kunststoffplane legt die Plane zunächst nur zusammengerollt auf den Boden – dann wirkt sie nicht gleich so bedrohlich. Vielleicht kann man mit dem Partner Pferd an der Hand schon darüber laufen wie über eine Stange. Hat es jedoch jetzt schon Angst, beginnt die erste Übung. Man nähert sich der Plane so weit, wie das Pferd zulässt. Man erlaubt es ihm, sich zurückzuziehen, wenn es das möchte. Dann lässt man es einen Moment in Ruhe stehen und das möglichst entspannt. Dann spielen wir das Spiel noch einmal und fragen das Pferd, ob es sich die Plane anzuschauen möchte und schicken es in Richtung Plane. Man probiert es aus, ob es sich dieses Mal etwas näher an die Plane heranwagt. Sobald es einen weiteren mutigen Schritt in Richtung Plane macht, loben wir es kurz und machen wieder eine Pause, ohne Ihr Ziel – die Plane – aus den Augen zu verlieren. Man nimmt sich alle Zeit, die es dafür benötigt. Das kann Tage dauern…..
WICHTIG: Wir beenden die Übungen IMMER mit einem positiven Erlebnis.
Dies übt man so lange, bis sich das Pferd an die Plane herantraut und schlussendlich entspannt darüber laufen kann. Wir lassen dem Tier vor der Plane immer Zeit, sie kurz zu betrachten, daran schnuppern zu lassen und es überlegen. Bleibt das Pferd entspannt, kann man dann die Plane Stück für Stück aufrollen. Ein weiteres Ziel ist erreicht, wenn das Pferd voller Vertrauen gelassen über die ausgelegte Plane geht.
Die „nasse“ Trockenübung
Jetzt kommt zum ersten Mal Wasser ins Spiel. Man breitet die Plane auf dem Boden aus und an den Rändern wird etwas Sand unter die Plane geschoben, sodass sie dort etwas höher aufliegt. Nun gießt man etwas Wasser auf die Plane, sodass sich darauf Pfützen bilden. Man geht wieder nach dem gleichen Prinzip vor. Dies bedeutet: Man nähert sich mit dem Pferd der Plane so weit wie möglich und wartet ein wenig. Man gibt dem Partner die Gelegenheit, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Dann das Gleiche wieder von vorne und Schritt für Schritt an die Plane annähern.
Ab ins Wasser
Wenn das Pferd auch mit der nassen Trockenübung kein Problem mehr hat, dann können wir nun raus ins Gelände. Denn auch Pfützen können „Kummer“ bereiten. Auch im Sattel kann man das Prinzip von Annäherung und Rückzug prima anwenden. Wir bleiben immer ruhig und entspannt und lassen unserem Pferd genug Zeit. Dann geht unser Partner Pferd bald den ersten Schritt durch eine größere Pfütze und wagt vielleicht sogar einen Schritt in den Bach. Es könnte auch schnell entdecken, wie viel Spaß es an einem heißen Sommertag macht, mit dem Wasser zu spielen.
Wichtig: WIR lassen uns IMMER alle Zeit und ohne Druck. Wir nutzen die Angebote des Pferdes sehr gerne um an das Ziel zu kommen!
Anhand dieser kleinen Übung sind viele Variationen im Umgang mit Angst und Schrecksituationen möglich. Der Phantasie ist hierbei keine Grenze gesetzt.
„An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter.“
Konfuzius ( 551 v. Chr. – 479 v. Chr.)